Dein Problem mit dem Koran kann ich in dem von dir geschilderten Ausmaß nicht ganz nachvollziehen. Bei den „schönen, versöhnlichen“ Stellen handelt es sich nicht um eine Stelle, der „zig andere Stellen, in denen verdammt, ausgegrenzt und konkret Folter angedroht wird“, gegenüberstehen. Allein die Worte Barmherzigkeit, der Allbarmherzige und der Allerbarmer kommen mehrere hundert Mal im Koran vor. Hinzu kommen viele andere „versöhnliche“ Stellen, die den Muslim dazu auffordern, mit Anderen in Weisheit und mit schönen Worten zu diskutieren. Hinzu kommen die sehr vielen Verse, die über wissenschaftliche Themen, besonders solche der Astrophysik, sprechen und eine Fundgrube des Wissens sind. Hinzu kommt der wunderschöne Lichtvers. Hinzu kommt… Hinzu kommt… All das macht meines Erachtens den Koran zu einer lesbaren und erhebenden Lektüre. Lies mal den Koran unter diesem Aspekt und du wirst sehen, dass der Koran nicht nur ein lesbares, sondern auch ein für den Menschen höchst nützliches Buch ist! 
Was nun aber dein Thema der gläubigen Christin betrifft, so meine ich dazu Folgendes: Du hast insofern Recht, dass nur Allah letztlich entscheidet, wie ein Mensch zu beurteilen ist. Im Koran lesen wir: „Allah mutet einer Seele nur deren Leistungsvermögen zu; für sie, was sie erworben, und wider sie, was sie verdient hat.“ Hier wird nicht der Muslim im engeren Sinne, sondern der Mensch im weiteren Sinne angesprochen. Man kann davon also verstehen, dass Allah in Seiner vollkommenen Gerechtigkeit und allumfassenden Barmherzigkeit bei jedem Menschen dessen Leistungsfähigkeit berücksichtigt, die in vollem und wahrem Umfang als Schöpfer dieses Menschen nur Er kennt. Die „zig Stellen“ im Koran, die von Bestrafung sprechen, sehe ich deshalb als Androhung, als Warnung, und nicht als bereits gefälltes Urteil. Deshalb ist es für mich auch in diesem Zusammenhang zunächst einmal nicht wichtig, ob sich ein Mensch Christ oder Muslim oder Jude oder Buddhist usw. nennt. Es gibt viele Christen, die der Lehre der Kirche und vor allem auch dem Dogma der Trinität kritisch, wenn nicht sogar ablehnend gegenüberstehen. Entscheidend ist also nicht, wie sich jemand nennt, sondern was er in seinem Herzen glaubt.
Das arabische Wort آمن āmana hat ja nicht einfach die allgemeine Bedeutung von glauben, sondern beinhaltet den verinnerlichten Glauben im Herzen. Statt also zwischen Muslimen, Christen, Juden, Buddhisten usw. zu unterscheiden, ziehe ich es vor, zwischen مؤمن mu’min, also dem den absolut monotheistischen Glauben des Islam Verinnerlichenden, und مشرك mušrik, also dem Polytheisten, zu unterscheiden, sofern ich das auf Grund des Verhaltens eines Menschen in meiner Unvollkommenheit und meinem Unterliegen von Fehlern überhaupt beurteilen kann. Und selbst wenn ich zu dem Ergebnis komme, dass jemand kein Monotheist im Sinne des absoluten Eins-Seins Allahs ist, heißt das noch lange nicht, dass Allah ihn bestraft. Denn es kann ja viele Gründe geben, dass jemand kein Monotheist im Sinne des absoluten Eins-Seins Allahs ist, wie etwa mangelnde geistige Fähigkeiten, um die Bedeutung des reinen Monotheismus richtig zu verstehen, oder mangelnde Kenntnisse oder auch, dass Terroristen und Extremisten und Fanatiker, die sich Muslime nennen, Menschen davor abschrecken und davon abhalten, sich mit dem Islam zu beschäftigen. Die Aufgabe eines Muslims, der den islamischen Glauben in seinem Herzen verinnerlicht hat, besteht also nicht darin, Andersgläubige zu verurteilen, sondern bei deren Interesse mit ihnen sachlich und in freundlicher Atmosphäre zu diskutieren.
Wenn mithin eine gläubige Muslima sich als gläubige Christin bezeichnet, dann sollte man sie erst einmal nach ihren Gründen und vor allen Dingen nach ihrem Gottesverständnis hinsichtlich des Monotheismus fragen und versuchen, ihr bei eventuellen Problemen zu helfen.
Und Allah weiß es am besten!