(Ich war bisher „Eddy San“, für die, die mich hier bereits kennen)
Hallo und Frieden Adnan,
zuallererst vielen Dank für dein Interesse an meinem Artikel, deine sachliche Kritik und dein freundliches Auftreten. Gerne möchte ich auf deine Argumente eingehen. Bevor das aber passiert, möchte ich dir kurz klar machen, dass dieses Thema zu den kompliziertesten Themen des Koran gehört. Daraus folgt, dass man sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben muss und alle Verse, welche eine Relevanz zu diesem Topic haben, zu berücksichtigen sind. Dazu muss ich dir vorhalten, dass Teile deiner Argumente mit manchen Versen aus meinem Artikel im Widerspruch stehen würden. Lies dir die angeführten Verse im Artikel bitte nochmal genau durch. Kommen wir zu deinen Anführungen. Unter Verweis auf die Verse (welche Sure?) 72.-75. wie auch die Verse (welche Sure?) 39. und 40. möchtest du Vers 64:9 dahingehend aufheben, dass es nicht ausreicht einfach nur an Gott zu glauben und rechtschaffen zu handeln. Hierbei achtest du jedoch nicht auf den genauen Wortlaut, den ich im Artikel vermerkt habe:
Generell hat also jeder Mensch, mit Berücksichtigung von 2:62 und 5:69, die Chance ins Paradies zu gelangen, der …
Das bedeutet, dass mir deine Verse wohlbekannt sind („Generell“) und nicht einfach ausgelassen wurden. Dazu beachte bitte, dass man Schriften im Großen und Ganzen richtig verortet haben muss, um damit eine Verurteilung gegenüber dem (falschen) Glauben und Handeln vornehmen zu können.
Eine solide Übersetzung wie auch zT große Kenntnisse gegenüber der Bibel und dem Koran sind dafür zwingend. Aus diesem Grund kann man nicht einfach zwischen Gläubigen und Leugnern trennen, ohne genau zu wissen was im einzelnen Menschen vorgeht. Das kann nur Gott. Kommen wir jetzt zu deinen angeführten Versen. Folgendes gilt es zu beachten:
Allgemeine Einleitung
Der Koran wurde auf arabisch gesandt und aus diesem Grund müssen Verse dem Sinn des Arabischen entsprechen, wenn sie jemand als Jude oder Christ liest. Eine authentische Übersetzung. Auch ist wichtig, dass man die korrekte Herangehensweise an den Koran anwenden muss, um die Verse miteinander richtig zu verorten (beispielsweise keine Abrogation). Aus diesem Grund müssen heutzutage Menschen, die sich mit dem Koran nicht genug auskennen, richtig (!) an den Text herangeführt werden. Sollte beispielsweise ein Traditionalist den Koran einem Christen beibringen wollen, wird es mit hoher Wahrscheindlichkeit über kurz oder lang zur Entscheidung kommen: Nimmst du „den“ Islam an oder bist du ein Leugner (nicht einfach Ungläubiger). Damit zeigt sich, wie im weiteren Verlauf dieser Antwort klar wird, dass der Koran nicht richtig verortet wurde, nicht richtig berücksichtigt wurde. Man zu falschen Ergebnissen kommt. Diese Punkte für dich im Hinterkopf behaltend, möchte ich dir nun erklären wie es sich mit deinen im Post aufgestellten Problematiken verhält.
Die Verse 72. - 73. gehen von einem Tritheismus aus und keiner Trinität. Christen heute (und die Meisten damals) sagen Jesus ist Gott, damit meinen sie jedoch immer mit einhergehend Gott, den Vater wie auch den heiligen Geist zusammen. Drei Personen (oder Hypostasen, usw) als ein Gott und nicht Jesus allein als „ein“ Gott-Sohn neben einem weiteren zweiten Gott-Vater, also 2 oder 3 Götter. Sie sind „wesensgleich“ laut Kirche; Vater, Sohn, hl. Geist → zusammen nur ein Gott (in 3 Personen und nicht weitere Götter, sondern der gleiche Gott). Natürlich kritisert der Koran auch die Trinität (in abgeschwächter Form in Vers 4:171). Jesu Anbetung wäre allerdings wieder anders zu verorten (schwieriges Thema in Bezug zur Trinität!). Aus diesem Grund halten sich die allermeisten Christen wie Muslime auch für Monotheisten. Kein Widerspruch zu deinen Versen.
Vers 74. ist kein Widerspruch zur Bibel. Wenn Herr Jesus als der Herr in der Bibel verzeichnet wird, geht es immer darum „zum Haupt“ zu wachsen und ihn nicht „einfach“ über sich zu stellen wie es in deinem Vers kritisert wird. Jesus als Herr ist Vorbild (zu Gott hin) und nicht „einfach“ Herrscher. Auch andere Christen herrschen nach der Auferstehung mit Herrn Jesus, sitzen sogar auf demselben Thron. Deswegen soll biblisch alles „in Christus“ oder „durch Christus“ geschehen.
Mt 23,11 Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein.
Mk 10,43 So aber ist es nicht unter euch; sondern wer unter euch groß werden will, soll euer Diener sein …
Joh 15,15 Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn der Sklave weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe.
Dieses Thema ist sehr umfangreich, ich hoffe die zitierten Verse zeigen dir, dass deine Kritik so nicht berechtigt ist.
Vers 75. verlangt von Christen an den Koran zu glauben. Muslime müssen umgekehrt an die Bibel glauben. Dabei beachte bitte, was ich in der Einleitung allgemein schrieb. Das gilt auch für 39. und 40. Lies bitte auch die im Artikel erwähnten Verse, welche Juden und Christen neben dem Koran weiterhin als Gläubige verorten. Es gibt koranisch nicht „die“ Juden, Christen usw. Sie werden immer differenziert (auch Muslime sind nicht einfach gläubig, werden teilweise als Heuchler beschrieben). Wie kann man anders Juden oder Christen heiraten laut Koran? Anders ist der Koran seiner Auslegung nach auch nicht zu halten (wie es die Verse 4:82, 75:19, 25:33, 6:114-115 usw. vorgeben). Du schreibst:
Das bestätigt die Interpretation ja, denn es wird in dem Vers zwischen, diejenigen die glauben (also die auf der wahren Religion sind) und den Juden und Christen zur Zeit Muhammads usw. unterschieden.
Schriftbesitzer werden auch als Gläubige bezeichnet (3:113-114, 5:82, 3:55, 5:47, 5:43 usw.) Christen und Juden koexistieren gleichberechtigt neben Muslimen (5:47, 5:43, 5:66, 5:68 usw.)
Weiter schreibst du dich auf auf Vers 4:136 beziehend:
Allah sagt hier, dass diejenigen, die den Gesandten Muhammad und sein Buch verleugnen weit irregegangen sind. Öfters sagt er, dass diejenigen, die einen einzigen Propheten verleugnen Ungläubige sind. Ungläubige kommen ja wie gesagt nicht ins Paradies, aber kommen wir wieder zu dem Ausschnitt.
Dazu verweise ich wieder auf die Einleitung meiner Antwort. Nochmal kurz: Juden und Christen müssen erst hinreichend informiert sein, bevor sie zu Leugnern (nicht einfach Ungläubige) abgestempelt werden können. Auch du darfst die Bibel nicht einfach leugnen und die Gesandten, die dort verzeichnet sind, einfach ignorieren. Du würdest im Endeffekt sonst genau das sein, was du selbst kritisierst.
Alles in allem geht es bei Leugnern im Koran um jene, die gar nicht so viel mit Gott am Hut haben wollen. Mit falscher Intention an die Bibel / den Koran herangehen für bestimmte Interessen, für sich selbst Nutzen zu ziehen und nicht einfach Menschen, die sich ernsthaft mit dem Glauben auseinandersetzen wollen. Diese sind dann vor Gott ohnehin nicht viele. Die Juden-Christen-Bibel Thematik ist, wie bereits erwähnt, ein sehr umfassendes Thema im Koran. Der Artikel, den du gelesen hast ist zudem nicht mehr aktuell (wie man es in den Kommentaren nachlesen kann) und ich schreibe momentan eine mehrteilige Artikelreihe dazu.