Nach Ansicht der Traditionalisten lassen sich die Gründe für die Suche von Moses nach dem weisen Diener Ḫiḍr (dessen Name im Koran übrigens nicht erwähnt wird) nicht im Koran finden, auch soll unerwähnt sein, wo konkret die Stelle ist, wo die beiden Meere sich treffen und wie lange die Reise dauerte, oder warum Moses nach ihm suchte.
Als mögliche Quellen / Erläuterung für diese Geschichte wird (wie so oft auf andere Quellen zugegriffen) auf das Gilgamesch-Epos, Alexander-Mythos (Wasser der Unsterblichkeit) und die dem Judentum entlehnte Geschichte von der Weggenossenschaft von Elija und dem Rabbi Joschuah ben Levi zugegriffen, wobei auch tws. vertreten wird, dass die Geschichte von Moses und Ḫiḍr einzelne Elemente aus diesen verschiedenen Mythologien entnommen hat, verarbeitet und zusammengefügt hat.
Genauso im Irrweg sehe ich İbn ʿArabī der (wieder einmal) in Fuṣūṣ al-Ḥikam („Ringsteine der göttlichen Weisheit“ auf Deutsch erschienen als „Die Weisheit der Propheten“), der seine sufische Sichtweise der Ereignisse um Moses im gleichnamigen Kapitel wiedergibt. Vielleicht verstehe ich diesen Mann nicht. Letztendlich ist es auch unerheblich, jedenfalls für mich.
Was zählt ist das Wort Gottes. Gott ist der Lehrer des Korans.
Der Koran als göttlich aufgezeichnete Schrift (vgl. 52:2) ist frei von Widersprüchen (vgl. 4:82), vollständig detailliert (vgl. 6:114; 10:37), deutlich und verständlich (vgl. 2:118; 5:15), zugleich komplett (vgl. 6:115) und perfekt (vgl. 6:38) sowie von Gott geschützt (vgl. 15:9; 41:41; 41:42).
Was sagt also der Koran?
Dieser Abschnitt wurde aktualisiert: 05.05.21, 2130Uhr
18:60 Und einst sagte Mose zu seinem Jugendlichen (Lehrling): „Ich werde nicht ablassen, bis ich den Zusammenschluss zwischen den zwei Gewässern erreiche, oder ich gehe voran, (selbst) für eine längere Zeit.“
Komm.: Mit dieser Aussage werden zwei Möglichkeiten aufgezählt, die zur unbedingten Erreichung des anvisierten Zieles (siehe wegen der Zielsetzung 18:64) in Betracht gezogen werden: Eine Reise entweder über die Wasserstraße oder zu Fuß über die Landstraße, was aber gleichbedeutend war mit einer Reise für eine längere Zeit.
18:61 Als hierauf sie beide den Zusammenschluss zwischen den beiden erreicht hatten, vergaßen sie ihren Fisch. Hieraufhin hielt er seinen Weg im Gewässer in einer brausenden Weise.
Komm.: Beide erreichten den Ort von dem Zusammenschluss der beiden, mithin den geplanten Treffpunkt zwischen Moses und Al-Chidr (arabisch: الخضر, türkisch: Hızır‚ deutsch: „der Grüne“). Mit dem Begriff saraba wird zum einen darauf aufmerksam gemacht, dass der Fisch, den sie vergessen hatten, der folglich tot war, sich im Wasser in einer brausenden Weise bewegt hat, was möglicherweise durch besondere geologische Eigenschaften des Wasserlaufs veranlasst wurde. Zugleich steht dieser aber Begriff dafür, dass ein äußerer Schein veranlasst wird, der aber nicht dem tatsächlichen Zustand entspricht. Hier: der tote Fisch erscheint lebendig in dem Fließgewässer.
18:62 Als hierauf sie überquert haben, sagte er zu seinem Jugendlichen (Lehrling): „Gebe uns unsere morgendliche Mahlzeit her. Gewiss sind wir von dieser Reise von uns mit dieser Müdigkeit aufeinandergetroffen.“
Komm.: Die erhöhte Müdigkeit resultierte infolge der Überquerung der in 18:63 beschriebenen Felsen, die zu Schwierigkeiten führten, vgl. 18:63.
18:63 Er sagte: „Siehst du: Als wir zum Fels flüchteten, vergaß ich zweifellos den Fisch. Und nichts außer dem Teufel hat mich ihn vergessen lassen mich an ihn zu erinnern. Und er hielt seinen Weg im Gewässer in einer eindrücklichen Weise.“
Komm.: Hier wird verdeutlicht, dass sie wegen dem Felsen (und der damit verbundenen Schwierigkeiten für Schifffahrt) ihr Boot verlassen mussten, und zu dem Felsen flüchten mussten. In diesem Augenblick fiel der Fisch ins Wasser, und erschien infolge der Gegebenheiten des Gewässers lebend, was ungewöhnlich und damit seltsam für den Beobachter war. Von diesem Felsen aus bzw. Klippe mussten sie sodann zur Kreuzung der beiden Flüsse zu Fuß laufen, wobei sein Assistent vergessen hatte ihm von diesem Vorfall zu berichten.
18:64 Er sagte: „Das ist das, wonach wir wohlgewollt waren.“ Hierauf haben sie sich beide in Erläuterung der Fährte auf ihren Spuren zurückgewendet."
Komm.: Hier wird neben der Zielsetzung von Moses nochmals verdeutlicht, dass sie zu Fuß vom Land kamen und beim Gehen Fußspuren hinterließen, womöglich kamen sie aus einem sandigen Gebiet (Strand, Wüste).
Einige Fakten:
Im Mittellauf des Nil, unterhalb des Zusammenflusses von Blauem Nil und Weißem Nil, ist das Flussbett des Nils zwischen Assuan in Ägypten und Khartum im Sudan in sechs Katarakten durch Engstellen und Felsen gestört. Von Norden nach Süden sind es die sechs sog. Katarakte, von denen der erste im heutigen Ägypten liegt und die restlichen fünf im Sudan.
Der Begriff Katarakt bezeichnet seiner ursprünglich griechischen Bedeutung nach einen Wasserfall oder eine Stromschnelle.
Stromschnellen (Laufabschnitte eines Flusses, an dem das Wasser durch erhöhtes Gefälle, Untiefe oder Verengung des Flussbettes reißend und schnell fließt), die durch Blöcke oder Felsriegel gebildet sind werden als Katarakt bezeichnet.
Die geologischen Hintergründe für die Bildung der Katarakte liegen in der tektonischen Aktivität des nördlichen Sudans, die es Teilen des Flussbettes – trotz Erosion – erlauben, sich über die Wasseroberfläche zu erheben. Es wird angenommen, dass vor Millionen von Jahren sich hier im Osten von Afrika Kontinentalplatten übereinander schoben, die härter sind als das Sedimentgestein des Flusses und dadurch die Gegend formten.
Ob in geologischer Hinsicht das Treffen der beiden eine Bedeutung hatte kann ich nicht beurteilen, ausschließen möchte ich es aber nicht und möchte diese Besonderheit nicht untergraben.
Diese sechs natürliche Granitbarrieren, die wesentlich härter als das umgebende Sedimentgestein und die Nilsedimente sind, bildeten im alten Ägypten als gefürchtete Katarakte die natürlichen Grenzen zwischen verschiedenen Königreichen.
Sie sind im Übrigen bis heute Hindernisse für die Schifffahrt, bei Niedrigwasser wegen verborgener Klippen und unübersichtlicher schmaler Felsrinnen und bei Hochwasser wegen der reißenden Strömung, wobei anzumerken ist, dass der Nil relativ insbesondere bei dem vierten und der sechsten Katarakt als nicht leicht schiffbar gilt und damit als schwer passierbare Teilstücke des Nils einzustufen sind, weil auch der Nil hier erkennbar von seiner nach Norden gerichteten Strömung abweicht.
Dieser 6. Nilkatarakt befindet sich nahe der antiken Stadt Meroe, bei einem Gebirgsdurchbruch mit der Bezeichnung Sabaluka-Intrusion. Der 6. und letzte Katarakt befindet sich mind. 80 km nördlich von Khartum.
Meroë (arabisch: مرواه; altgriechisch: Μερόη, türkisch: meroe) hatte als eine antike Stadt am Ostufer des Nil in der hebräischen Legende eine besondere Bedeutung: Flavius Josephus berichtet in Antiquitates Iudaicae II, 238-253, dass Moses als Jüngling mit einem ägypt. Heere einen Kriegszug nach Äthiopien unternommen haben und bis Meroe vorgedrungen sein.
https://at.regionkosice.com/wiki/Meroë
Die Stadt, die damals Saba hieß, wurde in der Nähe des Zusammenflusses zweier großer Flüsse erbaut und war von einer beeindruckenden Mauer umgeben. Diese Flüsse, nämlich der Weiße und der Blaue Nil fließen in Khartum zusammen und bilden so den mächtigen Fluss, der sich durch die Wüste seinen Weg in Richtung Ägypten und Mittelmeer bahnt.
Der Periplus Maris Erythraei beschreibt die Bewohner von Meroë als „Fischesser“ (Ichtyophagoi), die in verstreuten Höhlen in engen Tälern wohnen.
https://www.uni-muenster.de/Rektorat/exec/adventskalender/tuer.php?nr=14
Was mE die Verse bedeuten:
Zusammenfassend könnte Folgendes angenommen werden: Moses begab sich u.a. mit seinem Assistenten in einem Boot auf dem Nil nach Meroë, das sogl. Land der Fischesser. Er passierte an mehreren Wasserfällen (Stromschällen) vorbei, aber bei einem der schwierigsten, dem 6. Nilkatarakt musste er das Boot verlassen und zum Felsen klettern. In diesem Moment fiel auch ihr Fisch in den Wasserfall. Der Fisch versank in den Wasserfall und wurde durch die Strömung so bewegt, als wäre er lebendig. In der Zwischenzeit vergaß der Assistent von Moses ihn davon zu informieren, dass der Fisch in den Fluss gefallen war. Sie setzten daher ihren Weg fort. Als sie in die heutige Stadt Khartum (wo der Zusammenfluß der zwei Flüsse, der Weiße Nil und der Blaue Nil ist) sagte sein Assistent, dass der Fisch im 6. Nilkatarakt in den Fluss fiel und in der Strömung so schwamm, als ob er lebendig wäre. Sie kehrten sodann ihren Spuren folgend zu diesem Wasserfall zurück und dort fand auch das Treffen mit Ḫiḍr statt. Aus diesem Grund kehrten sie auf ihren eigenen Spuren zu dieser Stromschnelle zurück, und das Treffen fand Sabaluka-Intrusion statt, etwa 80 km nördlich von Khartum.
Nach Meinung einiger Traditionalisten ist in den 18:60; 18:61; 18:62; 18:63; 18:64 die Deutung von آب حيات (türkisch: âb-ı hayât; deutsch: „Wasser der Unsterblichkeit“, „Jungbrunnen“) zu erkennen, was ich als Irrglauben ablehne. Es existiert keine „Quelle der ewigen Jugend“, sie bleibt eine mythische Vorstellung.