Liebe Fuesun, danke für deine nette Begrüßung, Empathie und dein Gebet. Ich selber habe einen erwachsenen Sohn(24) der leider Beschnitten ist. Mein Jüngerer Sohn(9) muss das nicht über sich ergehen lassen. Zeit meines Lebens habe ich viele Verbote/Gebote die den Islam und somit meinen Glauben bestimmt haben, in Frage gestellt. Mit Hadhiten wurde ich zur “Vernunft” gebracht. Aus eigener Entscheidung heraus habe ich 10 Jahre die Burka getragen, allerdings ist das schon 22 Jahre her. Aber es fühlt sich so an, als wäre es erst gestern gewesen…der Grund, die Burka nicht mehr zu Tragen, lag an meiner Überzeugung, dass es nicht die Form sein kann, die Allah für uns Frauen vorgesehen hat. Um die Burka zu tragen, muss man Vernunft und Verstand ausschalten, sonst funktioniert das nicht! Mein Problem, was das Kopftuch anbelangt, ist in meiner persönlichen Lebenssituation ein wenig anders
gelagert. Nahe Verwandte sind verstorben, mit anderen, die noch wenigen habe ich keinen Kontakt und die sind in der Ferne. Allerdings habe ich 3 Verwandt die mir wichtig sind. Ich genieße deren Aufmerksamkeit und Verbundenheit, die sie mir entgegenbringen. Allerdings wäre meine Entscheidung das Kopftuch nicht mehr zu tragen, eine neue Idee, die ich aus abtrünnigen Quellen erworben habe! Wenn ich deren Unterstützung hätte, wäre es für mich am einfachsten das Kopftuch nicht mehr zu tragen. Ich muss dazu sagen, dass ich vom Wesen her, eine Person bin, die von jetzt auf gleich Dinge verändert , sobald ein anderes Wissen das vorangegangene unverständlich macht. Ich kann mit Vernunft und Verstand viele dinge anders machen, ohne das ich mich dafür rechtfertigen muss! Ein anderer Punkt, was mich beschäftigt, ist mein Umfeld . Dazu zählt die Schulische Einrichtung meiner beiden (12) und (9) Jährigen Kinder. Es ist eine Montessori Schule. In dieser Einrichtung ist das miteinander ganz anders als bei anderen Schulen. Wir Eltern arbeiten aktiv am Schulleben unserer Kinder mit. Dabei entwickelt sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Eine Mentorin ist Kopftuch tragend, sonst bin ich die einzige Kopftuch tragende Mutter. Jetzt könnte man sich fragen, worin das Problem steckt! Schließlich sind das Eltern und Lehrer, die gegenüber Änderungen offen sind. Und mit vielen habe ich auch ein enges Freundschaftliches Verhältnis. Ich will ehrlich sein, denn nur dadurch erhoffe ich mir Hilfe! Ich gehöre zu den Kindern der ersten Gastarbeiter Familien in Deutschland, mit türkischer Herkunft. Eigentlich bin ich so wie ich bin, ohne irgendwann geplant zu haben ANDERS als meine Landsleute zu sein. Gerade das bereitet meinem Ego zur Zeit “große” Probleme. Als Kopftuchträgerin falle ich mit meiner Art und Weise sehr positiv auf. Genieße viele Komplimente und Interesse an meiner Person. Ich selber kann es meistens nicht nachvollziehen, was bei mir anders sein soll. Vielleicht ist es auch gut so, dass ich es nicht weiß , und kann so sein wie ich eben bin. Tja, nun ist das momentan, mit den Gedanken, das Kopftuch nicht mehr zu Tragen, nicht so! Auf einmal beschäftige ich mich mit einer Sache, über die ich mir nie Gedanken gemacht habe. Werde ich als eine nicht Kopftuch tragende genauso wahr genommen? Bleibe ich als Muslima trotzdem interessant? Weil gerade wegen dem Kopftuch tragen, werde ich als Muslima in dieser Gesellschaft wahrgenommen, natürlich bereitet es mir viel Freude, als eine Positive Muslima aufzufallen. Ich hoffe, dass Gottes Worte mehr Gewicht bekommen, als mein Ego.
Ich wünsche dir ebenfalls Gottes Barmherzigkeit und Frieden.