Mich beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, ob mein Wudu gültig ist, wenn ich bei der Gebetswaschung Nagelack trage oder Acryl Nägel? Ich habe jetzt viele verschiedene Meinungen dazu gelesen, einige sagen, es sei in Ordnung , da der Nagel vor dem lackieren gesäubert wird und damit keine Schmutz mehr den Nagel unter dem Lack erreichen
kann. Andere sagen wiederrum, es ist verbindlich, dass bei jeder Gebetswaschung das Wasser den Nagel berührt.
Was denkt Ihr? Gibt es dazu etwas im Quran?
O ihr, die ihr glaubt! Wenn ihr euch zum Gebet begebt, so wascht euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellenbogen und streicht über euren Kopf und wascht eure Füße bis zu den Knöcheln. Und wenn ihr im Zustande der Unreinheit seid, so reinigt euch. Und wenn ihr krank seid oder euch auf einer Reise befindet oder einer von euch von der Notdurft zurückkommt, oder wenn ihr Frauen berührt habt und kein Wasser findet, so sucht reinen Sand und reibt euch damit Gesicht und Hände ab. Allah will euch nicht mit Schwierigkeiten bedrängen, sondern Er will euch nur reinigen und Seine Gnade an euch erfüllen, auf daß ihr dankbar sein möget
Übersetzung: Abu Rida Muhammad ibn Ahmad ibn Rassoul
im Prinzip hast du Recht, dass die Nägel zu den Händen gehören und somit vom Waschen nicht ausgeschlossen werden dürfen.
Allerdings steht am Ende desselben Verses auch, dass Allah uns nicht in Verlegenheit oder in Bedrängnis oder in Schwierigkeiten bringen will. Wenn du es also als bedrängend empfindest, vor dem Waschen den Nagellack zu entfernen und nach dem Waschen erneut aufzutragen, dann führe die rituelle Waschung (das Wort Wudu gibt es im Quran nicht) durch, ohne vorher den Nagellack entfernt zu haben! Wenn du dabei aber keine innere Ruhe verspürst, also sozusagen Gewissensbisse hast, dann entferne lieber zuerst als Vorsichtsmaßnahme den Nagellack, denn innere Unruhe oder ein schlechtes Gewissen sind doch auch eine Art Bedrängnis, und die will ja Allah eben nicht!
Achte bitte bei der rituellen Waschung, dass sie rituell ist und nicht meint, wörtlich wirklich die ganze Hand "rein"zuwaschen. Sonst könntest du deine Hände nie ganz gewaschen bekommen. Es liest sich dort so:
Wenn ihr euch zum Gebet begebt, so wascht euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellenbogen und streicht über euren Kopf und wascht eure Füße bis zu den Knöcheln.
Achte dabei zuerst das Gesicht, dann die Hände werden erwähnt. Das bedeutet, es geht nur um eine kultische Reinheit. Nagellack macht Wudu deswegen nicht kaputt. Auf den Gedanken brachte mich Edip Yüksel vor langer Zeit. Dafür mein Dank.
Vielen Dank für deine Antwort ! Aus der Perspektive habe ich das noch nie betrachtet, regt mich wirklich zum Nachdenken an. Zumal ich bei der rituellen
Waschung immer zuerst die Hände wasche, laut dem Koran käme aber zuerst das Gesicht, richtig?
Selam,
Das Argument von @Regine überzeugt mich. Mir scheint die Reihenfolge der zu waschenden Körperpartien weniger wichtig zu sein als das Erreichen der nötigen spirituellen Ruhe für das Gebet. Zumal in 4:43 im Falle der „Notwaschung“, also falls kein Wasser zur Verfügung steht, nur Gesicht und Hände leicht mit reinem Staub in Kontakt zu bringen sind, was doch wohl kaum mit faktischer sondern allenfalls mit spiritueller Reinigung zu tun hat. Wenn man also mal die Reihenfolge ändert und sich dabei nicht unwohl fühlt (womit man die innere Ruhe nicht erreicht), wird man die Wirkung des Gebets nicht verfehlen.
Inshallah
Ich persönlich benutze auch sehr sparsam Wasser da ich mir nicht vorstellen kann das es folgend durch Gebetswaschung eine Wasserverschwendung geben sollte…denn richtig „sauber“ ist man danach ja sowieso nicht
die Gebetswaschung und Tayammum werden nur zweimal im Quran erwähnt, in 4:43 und in 5:6. Es gibt mir aber zu denken, dass in beiden Versen sowohl bei der Gebetswaschung als auch beim Tayammum das „Reinigen“ des Gesichts vor den Armen genannt wird. Ich neige zu der Ansicht, dass dies nicht ohne Grund so im Quran erwähnt ist und halte deshalb die Einhaltung der im Quran genannten Reihenfolge für die beste Vorgehensweise.
Regine hat davon gesprochen, sich vor und nach der rituellen Gebetswaschung die Hände zu waschen. Das ist von der Vernunft her plausibel. Aber das Händewaschen gehört ja nicht zu den Dingen, die für die Gebetswaschung im Quran vorgegeben sind. Einer der Bestandteile der Gebetswaschung ist nicht das von Regine genannte normale Händewaschen, sondern das Waschen der Hände bis zum Ellenbogen. Und das wird nun mal eben nach dem Waschen des Gesichts genannt.
Wird denn im Koran erwähnt, dass die Waschung einen rituellen Zweck hat? Ich meine nicht. Und der Zusammenhang, dass man auch wenn man von der Toilette bzw. dem damaligen Äquivalent kommt, sich waschen soll, spricht für mich eher für eine sanitäre Empfehlung. Es sind ja auch die Stellen, die beim Gebet den Boden berühren.
Denkst du, das es etwas damit zu tun hat welche Körperteile den Boden berühren ? Hört sich im ersten Moment interessant an aber dann müssten auch die Knie gereinigt werden.
Hallo Regine, bist du dann der Meinung, dass Nagellack die rituelle Gebetswaschung nichtig macht, da die Waschung nicht der rituellen sondern physischen Reinheit dient? Vielen Dank für deine Antwort
Hallo Diana,
Da ich selbst keinen Nagellack benutze (ich finde den unangenehm, weil die Nägel auch atmen wollen), stellt sich mir die Frage nicht so sehr. Aber wenn ich darüber nachdenke, würde ich sagen, wenn die Nägel sauber waren, als sie lackiert wurden, ist der Schmutz ja drüber, also reicht es, wenn dort gewaschen wird.
Mit dem Füßewaschen halte ich es übrigens so: wenn ich Socken über gewaschene Füße ziehe, wasche ich die Füße nicht extra, sondern streiche nur drüber (im Koran ist nicht ganz eindeutig, ob man die Füße waschen oder über sie streichen soll).